Unsere Kirchengemeinde ist dafür bekannt, besonderen Musikgenuss anzubieten. Einzigartige Serenaden im Gemeindehausgarten oder Konzerte in den Kirchen werden immer wieder zu besonderen Erlebnissen. Am Abend des Muttertags wurde in die Friedhofskirche eingeladen. Unter den idyllischen Bäumen konnten die Gäste sich erst einmal bei einem Glas Sekt und guten Gesprächen auf den bevorstehenden Musikgenuss einstimmen.

Trotz herrlichem Wetter füllte sich die Kirche rasch. Denn ein Harfenkonzert bekommt man nur selten geboten. Die Leipziger Künstlerin Babett Niclas hatte ihre klassische Pedalharfe mitgebracht. Diese umfasst sechseinhalb Oktaven, wobei die Halbtöne mit dem Pedal gespielt werden. Eine versteckte Mechanik in der langen Säule des Instrumentes verkürzt die Saiten bei Betätigung der Pedale. „Sie können sich das vorstellen, wie die schwarzen Tasten auf dem Klavier!“, erklärte sie ihr Instrument. Mit den 47 Darmsaiten und den Stahlzügen bringt das Instrument dann rund 50 Kilogramm auf die Waage.

Die sympathische Harfenistin hatte einen bunten Reigen von typischen klassischen Klavier- und Harfenkompositionen mitgebracht, die sie virtuos mit herrlich leichtem Fingerspiel zu Gehör brachte. Anschließend entführte sie mit drei Romanzen, unter anderen an den Lochaber, einen See in Schottland (Sophia Corri); ließ Mozarts ruhiges „Andantino“ erklingen und fügte drei Wiegenlieder an. Ein eher Zeitgenössisches Stück von Ludovico Einaudi „I Giorni“ beschrieb „Die Tage“, wie man sie kennt, mal schön, mal traurig. Mit zwei Maienliedern aus dem 16. Jahrhundert, dabei „Grüß Gott, du schöner Maien“ aus dem Fränkischen spannte sie in ihrer Moderation den Bogen zur herrlichen Natur vor der Tür und sprach den Gästen damit aus dem Herzen.

Das Intermezzo aus der Oper „Cavalleria Rusticana“ von Petro Mascagni machte wiederum das ausdrucksstarke Spiel der Künstlerin deutlich. Mit der irischen Volksweise „The Last Rose Of Summer“ beendete sie ein wundervolles Musikgeschenk an ihre Zuhörer. Das wohl bekannteste Stück war „Präludium in C-Dur“ von Johann Sebastian Bach.

Das harmonische Ineinandergreifen der Melodien mit der typischen Untermalung aus Läufen und ausschmückenden Tönen begeisterte das Publikum nicht nur bei den voluminösen klassischen Stücken, sondern vor allem auch bei den drei Romanzen von Sophia Corri, Carl Christian Aghte und Jean-Baptiste Krumpholz, die zum Träumen verführten. Die feinen Nuancen, die Unterschiede in der Lautstärke und von weichen zu bestimmenden Tönen, wurden einzig mit den Händen der Künstlerin erzeugt und hatte mit dem Pedalsystem nichts zu tun.

Dass hier eine echte Könnerin zu Gast war, zeigt sich auch darin, dass Babett Niclas nicht nur die Pedalharfe spielt, sondern auch eine barocke Tripleharfe und eine Hakenharfe, die in ihrer Handhabung völlig unterschiedlich zu spielen sind!

Das Publikum dankte ihr mit viel Applaus und einem volltönendem Segenslied „Komm Herr, segne uns“, das von der Künstlerin an der Harfe begleitet wurde. Pfarrer Klausfelder überreichte einen Korb voller regionaler Schmankerln, unter Anderem dem typischen Leberkäs aus Bayern und entließ die Gäste mit einem irischen Segensspruch.