Liebe Gemeinde!

Freude im Advent. Das ist unser Thema an diesem 4. Adventssonntag. Insoweit verwundert es auch nicht, wenn der heutige Predigttext aus der so genannten „Freuden-Epistel“ stammt. So nämlich wird der Brief des Apostels Paulus an die Philipper gerne genannt. Und warum der Philipperbrief so heißt, das wird aus den folgenden den Versen deutlich. Hört, was dort im 4. Kapitel steht:

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“

Liebe Gemeinde! Wir sollen uns also freuen. Schön. Das passt auch in die vorweihnachtliche Zeit, in die Zeit der Vor-Freude. Aber was macht uns Menschen froh? Wie kommen wir dahin, Freude in uns zu spüren? Dazu möchte ich Ihnen ein Zitat von Ella Fitzgerald vorlesen. Kennen Sie Ella Fitzgerald? Sie war eine der berühmtesten Jazz-Sängerinnen der Nachkriegszeit. Die „Queen Of Jazz“ wurde sie häufig genannt. Legendär ist übrigens bis heute ihr Weih-nachtsalbum „Swinging Christmas“. Ella Fitzgerald hat im Alter einmal folgendes zum Thema Freude gesagt:

„Ich lese jeden Morgen die Zeitung, - und zwar zuerst die Todesanzeigen. Dann freue ich mich richtig, dass ich noch da bin. Das ist meine ganze Lebensphilosophie.“

Die Sängerin Ella Fitzgerald freut sich, wenn sie Todesanzeigen liest. Aber das ist keine Schaden-freude. Sie freut sich über das Geschenk des Le-bens. Sie freut sich, dass ihr noch ein Stück Lebenszeit vergönnt ist. Beim Lesen der Todesanzei-gen merkt sie: Das ist nicht selbstverständlich, dass man alt werden darf. Und aus Dankbarkeit heraus freut sie sich. Die Freude hat eine kleine Schwester: Und das ist die Dankbarkeit.

Der englische Philosoph Francis Bacon hat schon vor 400 Jahren gesagt: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“

Ich glaube, dass sich auch die Freude, von der Paulus im Philipperbrief schreibt, von tiefer Dankbarkeit ernährt. Wir freuen uns auf das Geschenk der Geschenke: Gott schenkt uns seinen Sohn. Wir sind unserem Gott nicht egal. Wir sind ihm sogar so wichtig, dass er uns das Wertvollste gibt, was er hat. Es ist die Dankbarkeit, dass Gott uns nahekommt. Diese Dankbarkeit bildet den Nährboden für die Freude im Advent und an Weihnachten.

Diese Freude ist übrigens keine naive Freude. Als der Apostel Paulus die Worte des Philipperbriefes schreibt, sitzt er im Gefängnis. Er weiß nicht, ob er vielleicht zum Tode verurteilt wird. Aber Paulus spürt, dass Gott ihm nahe ist, dass ihn nichts mehr von Gott trennen kann. Das macht ihn froh. Es geht in unserem Predigttext nicht um eine ausgelassene bierselige Freude, im Party-Modus. Es geht um das Gefühl, geborgen und behütet zu sein, trotz aller Sorgen. Wenn wir als Christen von „Freude“ reden, dann gehört da selbstverständlich das Dunkle und das Traurige mit dazu. In der christlichen Freude ist all das enthalten, was uns Angst macht.

Gründe, um sich zu fürchten haben wir in unseren Tagen ja mehr als genug. Die Freude im Advent ist wie das Leuchten der Adventskerzen: Ein Hoffnungslicht, umgeben von viel Dunkelheit. Dann kommt ein zweites Licht dazu, dann drei, dann vier – und dann steht das Christkind vor der Tür, - also das richtige Christkind. Und das Christkind Jesus begleitet uns auf dem Weg durch die Dunkelheit. Wegen Weihnachten verschwinden die Schattenseiten unseres Lebens nicht einfach. Aber wir müssen sie nicht alleine aushalten. Wir haben einen Gott an unserer Seite. Und das sollte uns dankbar machen.

Ja, es „sollte“ uns dankbar und froh machen. Der Apostel Paulus fordert seine Leser regelrecht zur Freude auf. Unseren Predigttext kann man durch-aus als Weckruf verstehen: Los, freut euch! Und, wenn nötig, sage ihr es euch noch einmal: Freuen sollt ihr euch! Zeigt eure Freude! Zeigt sie am besten der ganzen Welt!

Wenn man im Internetlexikon den Begriff „Freude“ nachschlägt, findet man folgende Definition: „Freude ist der Gemütszustand …… der als Reaktion auf eine angenehme Situation oder die Erinnerung an eine solche entsteht. Je nach Intensität äußert sie sich als Lächeln, Lachen, Freudenschrei oder in einem Handeln.“ Wer sich freut, der bleibt in der Regel nicht in sich gekehrt. Freilich gibt es auch die stille Freude. Aber in der Regel führt das Gefühl der Freude zu einer spontanen Aktion. In der Gebärdensprache der Gehörlosen ist die Geste für den Begriff „Freude“ eine kreisende Bewegung mit beiden Händen vor der Brust, ähnlich, wie ein Schaufelradbagger. Auch damit wird deut-lich: Freude schafft Bewegung. Freude bringt etwas in Bewegung. Die Freude muss hinaus in die Welt. Und am besten tut man der Welt viel Gutes, wenn man sich freut. Auch das schreibt der Apostel Paulus: „Eure Güte lasst kund sein allen Menschen!“ Das passt wiederum zum Fest von Weihnachten, wo sich Menschen aus gutem Grund viel Gutes tun. Denn „der Herr ist nahe.“ Schließlich tut uns Gott durch Jesus unendlich viel Gutes. Jesus kommt nicht nur als Religionslehrer auf die Erde. Das tut er natürlich auch. Aber er op-fert sich für uns Menschen auf und stirbt für uns. Damit nimmt er dem Tod alle Schrecken und zeigt uns den Weg zu einem neuen, zu einem besseren Leben. So schafft Gott Frieden mit den Menschen. Und das gibt allen Grund zur Freude.

Ich finde es interessant, dass sich die Wörter „Friede“ und „Freude“ nur in einem Buchstaben unter-scheiden. Beides hängt eng zusammen: Weil Gott Frieden mit den Menschen macht, darum dürfen wir uns freuen.

Liebe Gemeinde! So entsteht also aus dem Gefühl der Dankbarkeit Freude. Die Freude will geteilt werden und erzeugt viel Gutes. Und so finde ich selbst und findet die Welt Frieden.

Dankbarkeit – Freude – Güte – Frieden.

Das sind die vier Schritte, die wir Christen auf Weihnachten zugehen sollen. Vier Schritte, pas-send zu den vier Adventssonntagen. Passend zur Freude im Advent. So einfach ist das, - und manchmal doch so schwer. Schwer, weil uns der Alltag mit seiner Not und seinem Leid so schnell einholt.

Aber vielleicht helfen uns ja in dieser Woche die vier Adventskerzen. Zündet sie an, wann immer ihr könnt. Und dann denkt daran ….

• bei der ersten Kerze, dass ich so viel Grund habe, um dankbar zu sein.

• bei der zweiten Kerze, dass ich mich freuen darf über alles, was Gott mir schenkt und was ich an Schönem erleben darf, trotz allem Leid und Elend um mich herum.

• bei der dritten Kerze, dass ich meine Freude gerne mit anderen teilen darf. Ihr wisst ja: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

• bei der vierten Kerze, dass Zufriedenheit der beste Weg ist, glücklich zu werden.

"Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“ Amen.